Unsere Schule ist nach der Lilienthalstraße benannt. Doch wer war Otto Lilienthal? Welche Bedeutung hat er für Neuenkamp?
Otto Lilienthal wurde am 23. Mai 1848 in Anklam (Vorpommern-Greifswald) geboren. Dort besuchte er das Gymnasium. Er interessierte sich besonders für den Vogelflug und hatte Mathematikunterricht bei dem bedeutenden Astronomen Gustav Spörer. Er fand Praktika und Anstellungen bei Maschinenbaufirmen. 1870/71 nahm er als Freiwilliger ein Jahr lang als Garde-Füsilier am deutsch – französischen Krieg teil. Anschließend arbeitete er als Konstruktionsingenieur in der Maschinenfabrik C. Hoppe in Berlin. Gemeinsam mit seinem Bruder Gustav führte er schon ab 1867 Experimente mit Geräten zur Erzeugung von Auftrieb durch Flügelschlag durch. Im Jahr 1873 hielt Otto Lilienthal seinen ersten Vortrag über den Vogelflug. Ab dem folgenden Jahr führte er systematischere Experimente zu den Kräften in der Luft durch. Er baute Tragflügel, Flugmodelle und Drachen und erforschte so die physikalischen Eigenschaften des Windes.
Im Jahr 1878 heiratete Otto Lilienthal die Tochter eines Bergmannes und wurde Vater von insgesamt vier Kindern. Das brachte ihn wohl auf die Idee, gemeinsam mit seinem Bruder einen Steinbaukasten („Anker“) zu erfinden. Im selben Jahr entwickelte er mit seinem Bruder Gustav ein Baukastensystem für Kinder mit Steinen aus mineralischen, mit Leinöl gebundenen Bestandteilen. Die ausgereiften Entwürfe mussten abgegeben werden, da die Vermarktung nicht gelang. Friedrich A. Richter kaufte sie und machte den Anker-Steinbaukasten, der heute noch hergestellt wird, weltberühmt.
Er konstruierte eine Schrämmmaschine für den Bergbau, erhielt insgesamt 236 Patente (vier im Bereich der Luftfahrt) und errichtete 1883 in Berlin eine eigene Maschinenbaufabrik für Dampfkessel und Dampfmaschinen. Ab 1890 waren die Mitarbeiter zu 25% am Reingewinn beteiligt.
Seine immer wieder parallel laufenden Forschungen und Experimente veröffentlichte er 1889 im Buch „Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst“.
1890 startete Otto Lilienthal Versuche mit bemannten Flugapparaten. Bereits im folgenden Jahr schaffte er erste Flüge über 25 m. Seine Flugapparaturen verbesserte er immer weiter, errichtete eine Flugstation mit Hügeln (den heute noch existierenden „Fliegeberg“ in Lichterfelde (Berlin)) und schaffte 1893 bereits Gleitflüge bis 250m. Sein Flügelschlagapparat hatte bereits einen Motor.
Im Jahr 1894 ging der „Normalsegelapparat“ als Vorform eines Flugzeugs in Serie. Internationale Flugtechniker interessierten sich für seine Konstruktionen. Sein Flugprinzip entspricht dem eines heutigen Hängegleiters und wurde von den Gebrüdern Wright in England zu uns bekannten Flugzeugen weiterentwickelt.
Mit seinem Normalsegelapparat stürzte er am 9. August 1896 ab und verstarb einen Tag später am 10. August 1896 in Berlin.
In Neuenkamp gab es zwischen 1912 und 1955 einen Flugplatz (Paul Bäumer-Flugplatz). 1939 wurde dieser der Luftwaffe übergeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Betrieb eingestellt, der Flughafen 1955 geschlossen. Das Gelände wurde aber bis 1966 weiterhin als Hubschrauberflugplatz der belgischen Fluggesellschaft „Sabena“ genutzt. Das Gelände ist heute Gewerbegebiet.
Die Brüder Wright waren sich der Bedeutung Otto Lilienthals sehr bewusst. Ohne seine Vorarbeiten und Konstruktionen hätten sie keine Flugzeuge entwickeln können, würde es bis heute vielleicht keinen Flugverkehr geben. Heute erinnert nur noch die Lilienthalstraße an den Flugbetrieb, der ohne den Namensgeber nicht möglich gewesen wäre.